Bei der Durchsicht alter vorhandener Chroniken, sind vielfach Aufzeichnungen zu finden, die darüber berichten, dass "Verheerende Feuerbrünste" teilweise ganze Ortschaften vernichteten.


Um diese Brandkatastrophen nicht gänzlich ungeschützt ausgeliefert zu sein, gründeten tatkräftige Neustädter Bürger vor 100 Jahren eine Feuerwehr. Das Protokoll der Gründungsversammlung der Neustädter FFW aus dem Jahre 1903, sei der nachfolgenden Entwicklung vorangestellt.

Abschrift

des Protokolls der Gründungsversammlung aus dem Jahre 1903 Verhandelt Köritz, den 18 April 1903

In der heute Abend einberufenden Versammlung zwecks Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr hatten sich etwa 50 Herren eingefunden. Herr R. Schulz Korbmacher, eröffnete die Versammlung indem er auf den Zweck der Selben hinwies und die Wichtigkeit einer Wehr für unseren Ort betonte. Lehrer Rohrbeck erörterte anhand des Statuts der Wusterhausener Wehr Zweck und Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr.

 

Nach längerer Debatte wurde die Gründung einer Wehr beschlossen indem 33 Herren ihren Beitritt erklärten. Bei der nun folgenden Wahl des Vorstandes, welche durch Stimmzettel vorgenommen wurde, ergab sich folgendes Resultat:

1. Vorsitzender: Reinhard Schulz, Korbmachermeister
2. Oberführer: Wilhelm Theel, Zimmerpolier
3. Kassierer: Karl Belitz, Bauer
4. Schriftführer: Ru Friesicke, durch Zuruf jun.
5. Depotverwalter: Schönfeld,Schmiedemeister
6. Beisitzer: Wagnitz, Stellmachermeister
7. Beisitzer: Wendt, Handelsmann

 

 

Als Ergänzung zu diesem Gründungsprotokoll, nachstehend das Mitgliederverzeichnis der am 18 April 1903 der Freiwilligen Feuerwehr beigetretenen Bürger:

1 Karl Belitz Bauerngutsbesitzer
2 Wilhelm Borchertsen Bäckermeister
3 Hermann Borchert Bauerngutsbesitzer
4 Wilhelm Born Schneidermeister
5 Albert Dittmann Malermeister
6 Paul Döring Maurer
7 Herrmann Finzelberg Schneidermeister
8 Rudsi Friesicke jun. Kommission
9 Herrmann Grützmacher Schuhmachermeister
10 Fritz Haake Arbeiter
11 Wilhelm Hans Bauunternehmer
12 Emil Herm Fuhrunternehmer
13 Fritz Hilgenfeld Kaufmann
14 Paul Hoffmann Schuhmachermeister
15 Wilhelm Hut Gastwirt
16 Fritz Katerbow Gastwirt
17 Herrmann Kleeßen Gastwirt
18 Rudi Krone sen Klempnermeister
19 Hermann Krone Klempner
20 Rudi Krone jun. Klempner
21 August Müller Schankwirt
22 Rudi Peragst Schuhmachermeister
23 Bernhard Rohrbeck Lehrer
24 Reinhold Schulz Korbmachermeister
25 Hermann Schönfeld Schmiedermeister
26 Rudi Schmidt Handelsmann
27 Wilhelm Theel Zimmermann
28 Otto Thormann Zimmermann
29 Wilhelm Wagnitz Stellmachermeister
30 Fritz Wendt Handelsmann
31 Ernst Weber Landwirt
32 Karl Wiese jun. Handelsmann
33 Julius Stern Handelsmann
34
Karl Wagnitz
Maurer

 

Entscheidend für diese Gründung war, dass es in Köritz viele Bauernhöfe mit Scheunen und Schobern gab, die mit Getreide, Stroh oder Heu gefüllt waren. Auch die Strohdächer konnten leicht ein Opfer des Roten Hahns werden. Viehställe waren gefährdet, weil dort die Landwirte in Ermangelung elektrischen Stromes mit Laternen oder gar Kerzen hantierten. Hinzu kam, dass der Bahnhof auf Köritzer Territorium lag. Von dort aus dampften Züge mit feuerbeheizten Loks in vier Himmelsrichtungen durch Wälder und Felder.

 

 

Da es keine staatliche Unterstützung gab, musste man sich zunächst mit sehr einfachen Geräten begnügen, wobei die Handspritze schon ein Fortschritt war. Erst im Jahre 1924 hatte die Wehr das Geld, die erste Motorspritze mit einer Kapazität von 400 Liter pro Minute und ein Feuerlöschauto als Mannschaftswagen anzuschaffen. Ein paar Jahre später wurde eine Motorpumpe mit doppelter Wasserleistung gekauft. Die Gemeinde gab ihren Obolus dazu.

 

Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges, waren die Kameraden bemüht, die Feuerwehr neu zu organisieren und den neuen Verhältnissen anzupassen. 1959 bekamen sie ein neues Löschfahrzeug, aufgrund guter Leistungen innerhalb der Wehr. Das Fahrzeug war vom Typ LF 15. Doch wo sollte es untergestellt werden. Im eigenmütigen Einsatz mit allen Kameraden ging man daran, dass Gerätehaus umzugestalten und zu vergrößern.

 

LF 15

 

Die Entwicklung der Löschfahrzeuge ging weiter und so erhielt die Wehr ein neues Auto vom Typ LF - LKW - TS 8 - STA. Eine weitere Anschaffung wurde 1971, mit dem Löschfahrzeug vom Typ LF - 16, getätigt.

 

Im selben Jahr wurden erstmalig Frauen in die Wehr aufgenommen. Dies wurde vom Staat gefordert. Sie führten vor allem die Brandschutzkontrollen bei den Bürgern durch. 1971 wurde zudem noch das Löschfahrzeug LF(1600l/Min) und eine TS 8(800l/Min) vom Rat des Kreises Kyritz an die Wehr übergeben.

Ein großer Meilenstein in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt/Dosse stellt der Bau des neuen Gerätehauses dar. Am 22.07.1977 um 17.30 Uhr wurde der Grundstein gelegt.Viele Stunden Arbeitsleistungen der Kameraden und ein großes Organisationstalent aller Beteiligten waren notwendig, um am 22. Januar 1988, nach 11 Jahren das Gerätehaus in Betrieb nehmen zu können. Die lange Bauzeit ist auf fehlendes Baumaterial und geringer, finanzieller Mittel in der damaligen Zeit zurückzuführen. Zwei Großgaragen wurden 1992 nach kurzer Bauzeit der Feuerwehr Übergeben.

 

Altes Foto

 

Auch an den ausgeschriebenen Wettkämpfen nahmen die Kameraden der Wehr ständig teil. 1972 wurde die FFw sogar Sieger des Bezirkes Potsdam. Doch vor allem mußte die Wehr ihr Können und ihre Einsatzbereitschaft bei vielen Bränden unter Beweis stellen.

Die größten Einsätze waren:

1934
- Großbrand in Kampehl(7 Gebäude)
1955
- Scheunenbrand bei den Familien Müller, Heinrich, Beyer, Bleick
1971
- in Neustadt
1972
- Brand eines Schweinestalls in Plänitz
1973
- Brand von Stall und Scheune bei der Familie Weber in Neustadt
1973
- Brand des Bergeraums der LPG
1988
- Hochwasser der Dosse (Wehr vereist, Dosse trat im Stadtbereich über die Ufer) Waldbrand (ca. 70 ha)
2021
- Brand einer Halle mit Maschinen und 500t Heu in Bartschendorf

 

Die Wehrführer nach 1945 waren folgende: Willi Warstatt, Georg Kraft, Edmund Wagner, Wolfgang Sauer und seit 1988 Heino Arndt, der gleichzeitig Amtswehrführer ist.

In den letzten 10 - 15 Jahre haben sich die Einsätze der FFw Neustadt(Dosse) zu gut zwei Dritteln zur technischen Hilfeleistung gewandt. Oftmals werden die Kameraden zur Beseitigung von Ölspuren und auslaufenden Flüssigkeiten und zur Menschenrettung aus PKW oder LKW gerufen.

Ein besonderen Schwerpunkt bildet aber nach wie vor die Bahnstrecke Hamburg - Berlin, was zur Anschaffung eines neuen TLF's im Jahre 2002 führte. 2003 erfolgte dann, die Neuanschaffung eines RW 2 durch das Land Brandenburg.

Diese soll den Gefahrenschwerpunkt der Bahnstrecken bannen.